Editorial 6/2023
Auch in Zukunft wettbewerbsfähig
bleiben
Dass wir in fiskalpolitisch unruhigen Zeiten leben, dürfte sich schon herumgesprochen haben. Durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum Corona-Sondervermögen in Höhe von 60 Milliarden € gerät der gesamte Finanzhaushalt über Jahre hinweg ins Schwanken. Die Schuldenbremse erscheint manchen als Ursache allen Übels.
Politik sollte mit Augenmaß und Sachverstand betrieben werden und immer die Bürgerinnen und Bürger im Blick haben. Während klimarelevante Firmen, Industrie oder Digitalkonzerne in Sondervermögen verpackte Geschenke erhalten, ist das Klimageld immer noch nicht umgesetzt. Eine solide und durchdachte Strategie ist nicht zu erkennen. Warum nicht also zumindest die Schuldenbremse für Investitionen in die Infrastruktur lockern, was jahrzehntelang versäumt wurde? In der Tat steht Lobbyismus und Industriepolitik an vorderster Front, Dienstleistende und Selbstständige werden dagegen vernachlässigt.
Die 60 Milliarden € für den Coronafonds wurden nicht ohne Grund geschaffen. Im Zentrum stand die Unterstützung relevanter biotechnologischer Verfahren und Behandlungen, um während der Coronapandemie und auch in der Zukunft mit ähnlichen Herausforderungen umgehen zu können. Weiterhin sollten Prävention und Management in Gesundheitseinrichtungen gefördert werden, um in Krisenzeiten ein belastbares Gesundheitswesen zu schaffen. Dass die Gesundheitsämter mit dem Robert-Koch-Institut nach wie vor zu guten Teilen per Fax kommunizieren ist dabei ein für Deutschland typischer Anachronismus.
Von leistungsfähiger IT über Impfstoffforschung bis zu KI-gestützter Früherkennung gibt es also genügend Projekte, um dieses Geld sinnvoll und zukunftsfördernd anzulegen. Haben die Lobbyisten aus der Pharma- und Medizinbranche jedoch erkennbar für den Erhalt des Coronafonds und den Medizinstandort Deutschland gekämpft? Die fehlende finanzielle Unterstützung und Anerkennung des medizinischen Personals wie auch der durch Corona Geschädigten spricht Bände.
Dabei sollten gerade die Dermatologinnen und Dermatologen mit ihren Themen wie Krankheitsfrüherkennung und Prävention durchaus als wirtschaftlich interessante Faktoren erkannt werden. Allein durch das Hautkrebsscreening gelingt es, eine langjährige Beziehung zu Patientinnen und Patienten aufzubauen. Dies lässt sich auf vielfältige Weise ausbauen und sollte massiv genutzt werden. Innovative Unternehmen wie Amazon haben dies bereits realisiert und in den USA mit entsprechenden Einrichtungen Verträge abgeschlossen, um ihre Gesundheitsangebote zu präsentieren und zu vertreiben.
Diese innovativen Faktoren, aber auch das geltende Arztrecht müssen wir in Deutschland berücksichtigen, wenn wir weiterhin wettbewerbsfähig bleiben wollen. Auch in Arztpraxen und Kliniken gilt es, wachsam zu sein. Prüfen wir etwa regelmäßig durch Patientenumfragen, ob unser Praxisangebot noch den Marktanforderungen entspricht? Ist die Verwaltung einer Arztpraxis zukunftssicher oder kann sie durch IT optimiert werden? Ist der Empfang patientenfreundlich und effizient gestaltet? Kann man durch digitale Verfahren wie Spracherkennung Prozesse gerade bei fremdsprachigen Patienten vereinfachen? Es stellen sich viele Fragen, die wir in den nächsten Jahren durch Anpassung unserer Organisation beantworten können und müssen.
2024 wird nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht eine Herausforderung und steht im Zeichen von mehr Effizienz und struktureller Verbesserung in Praxis und Klinik. In der ADK werden wir uns dieser Verantwortung in unserem Teilbereich der Dermatologie stellen. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf den Sonntag der Tagung Derm in Frankenthal Mitte März, den Grundkurs für Ästhetische Dermatologie in Tübingen im Sommer und die weiteren Angebote, über die Sie im Heft rechtzeitig erfahren!
Im Namen des Vorstands der ADK ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest sowie die besten Wünsche für das neue Jahr 2024!
Ihr
Dr. med. Matthias Herbst
Spezielle Informationen für Laien zum Thema Haut, Hautpflege und Kosmetik
ästhetische dermatologie & kosmetologie 4/2024
Themenschwerpunkte aus allen Bereichen der ästhetischen Dermatologie