Editorial 6/2021
Corona bleibt das Thema
Eigentlich wollte ich Ihnen zunächst Positives von der Impffront berichten. Wir alle wollten das Corona-Drama endlich beendet sehen. Stattdessen erleben wir die Aufführung einer eigentlich vorhersehbaren Tragödie – vor und nach der Bundestagswahl. Im Krisenmanagement gibt es so viele Punkte zu bemängeln, dass einem die Worte fehlen. Gerade heute Morgen zeigte sich: Bestellte Impfdosen werden nicht geliefert, Patienten müssen vertröstet werden, Schnelltests sind ausverkauft und FFP2-Masken werden knapp. Dazu schreibt der Gesetzgeber den Praxen zunächst tägliche Schnelltests beziehungsweise zwei PCR-Tests pro Woche vor – für alle, egal ob ungeimpft, genesen oder geimpft! Ich habe zum ersten Mal Mitarbeiter weinen sehen. Die scheinbare Sicherheit von 2G ist der brutalen Erkenntnis gewichen, dass gerade in dieser Gruppe viele Corona-Infektionen inapparent ablaufen. Dabei hielt man sich für geschützt und glaubte, die Pandemie sei für einen überwunden. Nun kommt die bittere Erkenntnis, dass die Impfung nur vier bis fünf Monate hält. Gerade viele Ältere und Kranke wurden bereits vor neun Monaten geimpft und sitzen in der Falle. Daher haben wir in unserer immundermatologischen Spezialsprechstunde die Ärmel hochgekrempelt und boostern, was geht – wenn man uns lässt.
Dazu kommt der eingeschränkte Betrieb in den Praxen und Ambulanzen. Erst fehlten Masken und Schutzkleidung, dann mussten wir mit unseren Mitarbeitern Sinn und Zweck der Impfung oft mehrstündig und intensiv diskutieren. Von einem zusätzlichen Corona-Bonus war in den niedergelassenen Praxen nichts zu spüren. Wir zahlten ihn unserer Belegschaft als Anerkennung ihrer Arbeit stattdessen aus eigener Tasche. Zudem mussten wir mühsam CO2-Messgeräte, Luftreiniger und Schutzausrüstung beschaffen und die gesamte Praxis mit viel Aufwand und Abstand am Laufen halten.
Hierbei bekamen wir von der Gesetzlichen Krankenversicherung keinerlei finanzielle Unterstützung für den erhöhten Hygieneaufwand. Im privatärztlichen Bereich wurde die Corona-assoziierte Hygienepauschale kurz nach Einführung wieder auf 6,45 € pro Patient gesenkt. Die Pauschale soll zum 31. Dezember 2021 auslaufen, wovon ich bei den aktuellen Zahlen nicht ausgehe. Bei den sich nunmehr abzeichnenden Corona-Zahlen ist dies in Relation zum Aufwand schlichtweg unmöglich und es ist zu fordern, diese Summe auf den alten Wert aufzustocken. Die Praxen zehren langsam aus, jeder kennt die Personalsorgen, die uns sowohl im ärztlichen als auch im nicht ärztlichen Bereich plagen – von der Inflation ganz zu schweigen!
Wir blicken nach den USA und sehen, dass durch das Center for Disease Control die Last der notwendigen Regelungen in die Hände von Experten gelegt wurde, die nur im Einzelfall von der Politik korrigiert werden. Dies ist im Zweifel die bessere Lösung. Das Primat der Politik sollte man unter derartigen Umständen zukünftig nicht mehr überstrapazieren. Vielmehr muss der Ärzteschaft klar sein, dass sie in Zukunft mit einer Stimme spricht und Gremien vorhält, die in der Lage sind, dies auch entsprechend umzusetzen. Auch darf es nicht sein, dass die Ständige Impfkommission für entsprechende Regelungen ewig braucht. Vielmehr muss diese als sehr wichtige neutrale Institution innerhalb einer angemessenen Zeit ihre Verlautbarungen und Stellungnahmen publizieren. Gleiches gilt für die Europäische Arzneimittel Arzneimittel-Agentur. Die diversen Ethikräte – sei es auf nationaler oder internationaler Ebene – dienen oft als moralisches Mäntelchen für politische Interessen. Auch hier empfiehlt es sich, diese in ein entsprechendes Gremium einzubauen.
Trotz Corona ist die ADK auf einem sehr guten Weg. Wir haben in den letzten beiden Corona-Jahren die Anatomie- und Grundkurse der ADK in Präsenz umgesetzt, was im Vergleich zu anderen Fachgesellschaften die absolute Ausnahme war. Weiterhin waren wir mit etlichen Seminare bei den Tagungen der dermatologischen Gesellschaften präsent. Wir haben die Vorstandsneuwahlen erfolgreich hinter uns gebracht und mit dem neuen Team sowie unserem Beirat werden wir die Herausforderungen auch im nächsten Jahr meistern. In diesem Zusammenhang einen herzlichen Dank an unsere erste Vorsitzende, Frau Prof. Claudia Borelli, für ihren unermüdlichen Einsatz.
Das Jahr 2022 haben wir unserem erweiterten Beirat gewidmet. Kurze Abrisse aus den jeweiligen wissenschaftlichen Arbeitsbereichen sollen den Mitgliedern einen umfassenden Überblick über die ästhetische Dermatologie verschaffen und die Breite der ADK-Aktivitäten widerspiegeln. Wir sind eine aktive wissenschaftliche Gemeinschaft mit ambitionierten Zielen!
Wenn die Pandemie im kommenden Jahr hoffentlich überwunden ist, wird die ADK ihr Augenmerk noch stärker auf die Fortund Weiterbildung richten, was sich auch im Medien- und Online-Angebot zeigen wird. Unsere Kurse werden im Sommer in gewohnter Weise wieder in Präsenz stattfinden und ich lade Sie hiermit herzlich ein, uns in Tübingen zu besuchen. Auch auf weiteren Kongressen wird die ADK präsent sein, hierüber informieren Sie unsere Veranstaltungshinweise im Heft.
Liebe Leserinnen, liebe Leser, der gesamte Vorstand und ich wünsche Ihnen in dieser wirklich schwierigen Zeit eine besinnliche und insbesondere gesunde Weihnacht 2021 und einen guten Rutsch in das neue Jahr 2022!
Mit den besten Wünschen
Ihr
Dr. Matthias Herbst
Spezielle Informationen für Laien zum Thema Haut, Hautpflege und Kosmetik
ästhetische dermatologie & kosmetologie 4/2024
Themenschwerpunkte aus allen Bereichen der ästhetischen Dermatologie