Editorial 6/2020
Behalten wir die Wissenschaft im Blick!
Der Grundkurs für Ästhetische Dermatologie 2020 und der 1. Anatomie-Injektionskurs der ADK sind am ersten Oktoberwochenende in Tübingen ohne Probleme und mit zum Glück noch niedrigen Coronazahlen in ganz Deutschland sehr erfolgreich über die Bühne gegangen. Besonderer Dank gilt hier – außer den Firmen, die uns auch in der Pandemie unterstützt haben – den Referenten, die die Reise auf sich genommen und engagiert und unterhaltsam vorgetragen haben. Es war deutlich zu spüren, dass die Teilnehmer der drei Tage das persönliche Zusammenkommen (mit Maske und viel Abstand), noch mehr genossen haben als früher, als man sich vor lauter Fortbildungen im Herbst kaum retten konnte und jeder um ein einziges freies Wochenende froh war. Das war einfach schön, sich auszutauschen und live Vorträge zu hören. Auch für uns Redner war es natürlich viel angenehmer, die Stimmung im Saal zu spüren, darauf reagieren zu können und die Gesichter der fragenden Kollegen (zumindest zur Hälfte) zu sehen. Ein Highlight in ungewohnten Zeiten! Ermutigt von diesem Erfolg planen die ADK und die Einheit für Ästhetische Dermatologie und Laser der Universitätshautklinik Tübingen für das nächste Jahr zwei Anatomie-Kurse und den Grundkurs für Ästhetische Dermatologie am 20. März 2021 sowie vom 8.–10. Juli 2021. Wir versuchen immer, tolle Redner, Live-Behandler und Wissenschaftler für unsere Tagungen zu gewinnen. Mich persönlich verwundert es da schon sehr, wen bewährte Tagungsorganisatoren andernorts in das wissenschaftliche Kongresskomitee aufnehmen und vortragen lassen. Da fand ich im Programmkomitee einer sonst sehr gut organisierten Tagung zwei junge Kollegen, die sich bisher hauptsächlich dadurch abhoben, dass sie einen Blog im ästhetischen Sektor betreiben, bei dem sie Methoden darstellen und aus ihrem Alltag als junge Ärzte berichten. Nun werden Sie denken, was, so alt ist die Borelli schon, dass sie etwas gegen junge Ärzte hat. Insofern möchte ich noch klarer umreißen, worum es mir hier geht: Ich habe wirklich überhaupt nichts dagegen, wenn junge Kolleginnen und Kollegen vortragen und sich auf Kongressen mit ihren Beiträgen einbringen! Ich finde es gut, wenn die Jugend gehört wird, in Gremien mitarbeitet und besetze selbst auch Vortragsthemen mit jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der von mir geleiteten Einheit für Ästhetische Dermatologie und Laser. Ich habe selbst sehr frühzeitig auf Kongressen vorgetragen. Aber ich finde, gerade im Bereich der ästhetischen Dermatologie sollten wir uns klar darüber sein, dass alles auf wissenschaftlichen Füßen stehen sollte und Qualität oberstes Gebot sein muss. Wir befinden uns ja sowieso gefühlt ein wenig in der „Schmuddelecke“ des Fachs Dermatologie. Deshalb müssen wir besonders auf Qualität achten – bei Beiträgen und Vortragenden! Zum Hintergrund: Persönlich finde ich, dass das Schreiben eines Blogs zur ästhetischen Dermatologie als Student oder Weiterbildungsassistent (nicht zum Dermatologen) hierzu kein ausreichendes Kriterium ist, um in einem dermatologischen wissenschaftlichen Fachkommittee mitzuentscheiden. Dabei habe ich auch nichts gegen Blogger. Ist doch toll, wenn jemand mit seinen Beiträgen Menschen zu seinen „Followern“ macht, diese begeistern kann und „Likes“ sammelt. Der Berufswunsch Blogger steht sicher ganz oben auf der Liste bei vielen Kindern und Jugendlichen, auch bei meinen Kindern. Der Punkt, um den es mir geht, ist aber ein anderer: Wir sollten vermeiden, Wissenschaft – also fundierte Vorträge, wissenschaftliche Studien und Daten sowie wissenschaftliche Tagungsorganisation – mit der Darstellung von Produkten, Testung derselben, schönen Fotos und neugierigem Blickwinkel in die ästhetische Welt und Dermatologie zu verquicken. Natürlich kann man auf eine Tagung einen Blogger zur Podiumsdiskussion einladen. Das kann unterhaltsam sein und hilft Patienten, den Trend im Fach und andere Perspektiven zu verstehen. Und Dialog ist ja immer etwas Gutes! Aber unsere wissenschaftlichen dermatologischen Tagungen, gerade im Bereich der ästhetischen Dermatologie sollten mit Dermatologinnen und Dermatologen, die Wissenschaft im Blick haben, selbst ästhetische Behandlungen durchführen oder selbst in diesem Bereich forschen, besetzt sein – egal, ob jung oder alt. Nennen Sie mich „old-fashioned“, wenn Sie möchten, aber daran glaube ich. Trotzdem bin ich auch hier natürlich zum Dialog bereit. Wer einen anderen Blickwinkel hierzu hat, darf sich gern bei mir melden! Bleiben Sie gesund und bleiben Sie positiv, herzlichst Ihre Claudia BorelliSpezielle Informationen für Laien zum Thema Haut, Hautpflege und Kosmetik
ästhetische dermatologie & kosmetologie 5/2024
Themenschwerpunkte aus allen Bereichen der ästhetischen Dermatologie