Editorial 5/2023

Herausforderungen voraus!
Wenn sie diese Ausgabe in der Hand halten, sind die Landtagswahlen in Hessen und Bayern bereits entschieden. Beeindruckt war ich von der Aussage, die der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz Ende September getätigt hat, dass die Flüchtlinge ausgerechnet bei den Zahnärztinnen und Zahnärzten Termine blockieren. Ich dachte, wenn überhaupt,sind die Humanmedizinerinnen und -mediziner betroffen. In der Tat ist die Bevölkerung in Deutschland in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Einer stark gestiegenen Anzahl von Patientinnen und Patienten steht dabei eine schrumpfende Menge an Personal und finanziellen Ressourcen im Gesundheitswesen gegenüber.
In der Klinik sowie in der Praxis spürt man deutlich, dass die Zahl der Mitarbeitenden sinkt; die Motivation der Jüngeren ist oft ein weiteres wichtiges Thema. Auch führten die Verhandlungen mit dem Verband medizinischer Fachberufe e. V. zu deutlichen Lohnzuwächsen, die aus einem gedeckelten Topf finanziert werden müssen. Die kommenden Forderungen übersteigen die bisherigen jedoch noch. Umgekehrt leiden sowohl Kliniken als auch Praxen unter wachsenden Betriebskosten – egal ob durch die hohen Energiepreise oder die steigenden Personalaufwendungen, von der Inflation ganz zu schweigen.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach findet 2024 einen Honoraranstieg in der ambulanten Medizin von 3,85 % ausreichend, nach nur 2 % in den Vorjahren. Gleichzeitig kappt er die Neupatientenregelung und die staatliche Coronaunterstützung. Weiß er nicht, dass gemäß dem Gleichheitsgrundsatz im Grundgesetz eigentlich die Kaufkraft bei einer staatlichen Gebührenordnung wie der GOÄ automatisch ausgeglichen werden müsste? Den gibt es nicht? Doch! Zum Beispiel bei Abgeordneten der EU in Brüssel und Ärztinnen und Ärzten in Luxemburg, die auch eine feste Gebührenordnung haben. Da ist Ausgleich nur recht und billig! Gleichzeitig fragt Lauterbach, ob Ärztinnen und Ärzte in Anbetracht der Kosten für die Versicherten nicht genug verdienen, und spielt uns so gegeneinander aus.
Herr Lauterbach ist selbst Arzt und kennt sehr wohl die Praxisstrukturen. Aus ihm spricht seit seiner Ernennung zum Gesundheitsminister aber ein Politiker der Ampelkoalition. Wie bei den Apothekerinnen und Apothekern sowie den PTA möchte er auch die freiberuflichen Ärztinnen und Ärzte aus ihrer angestammten Rolle im Arzt-Patienten-Verhältnis herauslösen; die fehleranfällige und par ordre du mufti implantierte Telematikinfrastruktur (TI) kommt ihm dabei gerade recht. Alle Beteiligten verdienen gut an diesem gigantischen IT-Projekt, außer die Ärztinnen oder Ärzte selbst, die nicht nachvollziehbare Pauschalen und unerprobte Technik erhalten. Etliche Kolleginnen und Kollegen zahlen lieber Strafgebühren, als sich an der TI zu beteiligen.
Die Mittelschicht schrumpft durch die anstehenden Belastungen deutlich. An der heftigen Standortdiskussion in der Industrie kann man sehen, wohin das führt: Neben dem Exodus aus dem Standort Deutschland verkündet der Automobilhersteller Mercedes-Benz seine weltweite Premiumstrategie und glaubt, sich so aus der Affäre ziehen zu können. Gleichzeitig wird der Inlandsmarkt auf das Agenturmodell umgestellt: Selbstständige Händler ade! Jetzt kommen die Preise aus der Zentrale in Stuttgart! Die aktuellen Verkaufszahlen in China sprechen allerdings eine andere Sprache. Man kann nur hoffen, dass die übrigen deutschen Automobilfirmen rechtzeitig die Kurve kriegen. Mit Ideologie und Idealismus werden die nächsten Jahre nicht zu gewinnen sein.
Eine erfolgreiche Strategie, die hoffentlich die richtige sein wird, wird auch für die Dermatologie und unsere Praxen der Schlüssel zum Überleben sein. Organisation und Kooperation müssen überdacht werden. Welche einzelnen Punkte in diesem Zusammenhang für uns sinnvoll und essenziell sind, sollten wir in unseren regionalen Zirkeln, im Berufsverband und auch in der ADK diskutieren. Unsere klassischen Vertretungen in der kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Bundesärztekammer haben sich jedenfalls in der letzten Zeit nicht mit Ruhm bekleckert; die Abschlüsse und Entwürfe sprechen eine deutliche Sprache.
Bleiben Sie zuversichtlich!
Ihr
Dr. med. Matthias Herbst

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ästhetische dermatologie & kosmetologie 1/2025
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