Editorial 3/2020
In die neue Normalität einfinden
Wer hätte gedacht, dass sich unser Leben so schnell ändern kann. Eben noch waren wir alle im vollen Lauf, hetzten von Termin zu Termin, hatten kaum Zeit, uns mal zu besinnen, und im nächsten Moment: Ruhe – staatlich verordnet für mehr oder weniger die gesamte Bevölkerung. Alle Kongresse, Tagungen, Ärztetage und Meetings sind abgesagt oder verschoben.
Wie privilegiert sind wir als Ärztinnen und Ärzte doch, weil wir weiterarbeiten müssen, können und dürfen. Wir werden auch oder gerade in dieser Phase gebraucht. Die Eltern unter uns haben durch die zu Hause lernenden Schulkinder zwar auch deutlich mehr zu tun, aber wir dürfen unsere Kinder in die Notbetreuungen der Schulen oder Kitas schicken.
Natürlich mussten sich alle extrem rasch auf die neuen Gegebenheiten einstellen. Patienten mit nicht dringend notwendigen Behandlungen mussten ausbestellt werden – eine meines Erachtens sinnvolle Maßnahme. Es heißt, einfach mal eine gewisse Zeit den Ball flachzuhalten und zu gucken, wie sich die Zahlen entwickeln. Das ist für diejenigen von uns, die an Klinikenarbeiten, natürlich viel leichter zu ertragen als für jene, die selbstständig in der eigenen Praxis tätig sind. Nun läuft ein gewisser Regelbetrieb allerorten wieder an und wir alle schauen weiterhin regelmäßig und wachsam auf die Pandemiezahlen.
Jede Krise birgt eine Chance
Ich weiß nicht, wie es Ihnen so geht. Ich persönlich schätze die jetzige ruhigere Zeit. Endlich die Stapel an To-Do-Listen abarbeiten zu können, hat etwas wunderbar Befriedigendes. Und ich bin erstaunt, wie schnell meine direkte Umgebung und ich mich in die „neue Normalität“ eingefunden haben. Nach ein paar Tagen der echten Besorgnis änderte sich meine Einstellung wieder ins Positive. Sie alle haben es zuletzt oft genug gehört: Jede Krise birgt eine Chance. Dieser Satz ist aber auch ein wirklich guter.
Die Digitalisierung der Schulen geht auf einmal rasant voran und die Kinder finden sich rasch in die neue Situation ein. Kontakt per Skype, WhatsApp, Zoom und so weiter zu halten, ist für die Jüngeren überhaupt kein Thema. Zu Hause am Rechner zu lernen statt in der Schule, ist ebenfalls für viele kein Problem. Auch hier geht es natürlich denjenigen mit einem schönen, harmonischen Heim besser und ich denke mit Sorge an all die Kinder und Familien, die dies leider nicht haben. Daher ist es gut, dass die Schule zumindest in kleinen Gruppen wieder anläuft.
Anstatt viel zu viele Kilometer per Auto hinter sich zu bringen, nimmt man auch an Sitzungen und Meetings nun am Computer teil. Das sollten wir auch für die Zukunft beibehalten.
Ich freue mich, dass das deutsche Gesundheitssystem bisher eine sehr gute Figur gemacht hat und die Intensivbetten in Deutschland bisher gereicht haben. Die Pandemie wird den Diskussionen
um Krankenhaus- und Bettenkapazitäten eine neue Richtung geben. Lange hieß es, wir hätten zu viele Krankenhäuser und Betten. Nun sieht man an den Corona-Zahlen im Vergleich zu anderen Ländern den Unterschied, den diese machen können. Und auch die neue Wertschätzung für die Pflegekräfte war überfällig. Hoffentlich ändert sich hier etwas nachhaltig.
Mit Bedauern sehe ich die Online-Lösungen bei den großen Kongressen, aber mangels sinnvoller Alternativen muss man diese zum jetzigen Zeitpunkt auch begrüßen. Wir von der ADK haben unseren Anatomiekurs im März auf den 8. Oktober 2020 verschoben und planen diesen mit ausreichenden Sicherheitsabständen. Auch der Grundkurs am 9. und 10. Oktober 2020 wird in sehr großen Tagungsräumen stattfinden – mit viel Abstand und Übertragung in andere Hörsäle.
Die Maskenpflicht wird uns noch einige Zeit begleiten, aber sehen wir auch diese positiv: Wir können jetzt auch den Sommer über lasern, da die Maske das Gesicht auch vor UV-Licht schützt. Und da man die Maske aufhat und ohnehin kaum jemanden treffen soll, sind auch Blutergüsse nach dem Einspritzen von Fillern kein Thema mehr. Es gibt also auch Positives, wenn man es denn sehen kann und will! Bleiben Sie also gesund und möglichst positiv!
Herzlichst, Ihre
Claudia Borelli
Spezielle Informationen für Laien zum Thema Haut, Hautpflege und Kosmetik
ästhetische dermatologie & kosmetologie 4/2024
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